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Twens zweifeln laut Online-Umfrage an sich
Computerspiele sind
beliebt: fast drei Milliarden Euro setzt die Branche jährlich in
Deutschland um, mehr als die Fußball-Bundesliga. Allein
12,8 Millionen Deutsche unter 30 Jahren spielen regelmäßig.
Rollenspiele faszinieren viele Menschen besonders. Sie können in
eine andere Person schlüpfen und deren Charakterzüge oft
frei wählen. Eine bezahlte
Umfrage zeigt, dass
insbesondere viele junge Leute mit sich selbst unzufrieden sind: 88%
der 18- bis 30-Jährigen wären gerne anders. Das
spielerische und vorübergehende Annehmen einer anderen
Persönlichkeit mag ihnen über die schlimmsten Anfälle
von Selbstzweifel hinweghelfen.
Laut der
Online-Umfrage
wäre fast jeder zweite gerne selbstbewusster. Auch Mut fehlt
vielen, und für mehr Selbstbewusstsein muss man eben auch mutig
sein. Vor allem die gerade erst volljährig Gewordenen vermissen
an sich Willensstärke und Ehrgeiz – zumindest im realen
Leben, in Computerspielen zeigen sie diese Qualitäten womöglich.
Fast jede dritte junge Frau wäre gern ausgeglichener, nur jeden
fünften der gleichaltrigen Männer besorgt das. Überhaupt
sind die weiblichen Teilnehmer an der bezahlten
Umfrage kritischer mit
sich selbst. Allerdings wissen die Twens auch um ihre Stärken.
Nur jeder zehnte hält es für nötig, lauter zu sein.
Wie viele gerne leiser wären, wurde nicht abgefragt. Ehrlicher
oder verschwiegener möchten nur jeweils etwa fünf Prozent
werden.
Unzufrieden
mit sich, zufrieden mit der Welt
So
unzufrieden viele Jüngere mit sich sind, so wenig Veranlassung
sehen sie, sich für eine Verbesserung der Umstände
einzusetzen. Eine andere Online-Umfrage
ergab, dass 60%
der Erwachsenen unter 30 Jahren nicht oder gar nicht an Politik
interessiert sind. Die Mehrzahl macht politischen Einfluss mit
Mitteln geltend, die möglichst wenig Aufwand erfordern: den
Namen unter eine Unterschriftenliste setzen, bei Online-Petitionen
klicken oder Unternehmen boykottieren. Das sind bescheidene
Aktivitäten, die zur Selbstdiagnose vieler passen, ihnen fehle
es an Ehrgeiz. Der Großteil der jungen Erwachsenen ist offenbar
mit der Welt, in der sie leben, zufrieden, wenn man die Markt-
und Meinungsforschung
zugrunde legt. Das erstaunt umso mehr, als die Selbstzweifel, die sie
empfinden, doch vermutlich zum Teil von dieser Umwelt gesät
wurden: Unterhaltungsprogramme, Werbung und nicht zuletzt
Computerspiele präsentieren ihnen ständig die vermeintliche
Perfektion anderer.
Alltagsflucht
hilft aus den Selbstzweifeln, aber bitte gefahrlos
Dank
der immer weiter verbesserten Methodik und Ausbreitung der
Marktforschung
in Deutschland
ist diese Generation die bislang am stärksten durchleuchtete.
Und so erklärt uns eine weitere bezahlte
Umfrage,
dass zwei
von drei Twens noch nie illegale Drogen konsumiert haben. Dies
gilt sogar für Cannabis. Genauso viele Teilnehmer der Online-Umfrage betrinken sich nie. Nicht einmal jeder Dritte ist mindestens einmal
im Monat betrunken. Dies konnten vorhergehende Generationen bestimmt
besser, und Uropa wäre nicht stolz. Hängt es mit dem
fehlenden Mut zusammen, den viele in dieser Altersgruppe an sich
beklagen? Drogenkonsum führt schließlich zu
Kontrollverlust. Bei Computerspielen besteht diese Gefahr nicht,
weswegen viele sie vielleicht als eskapistische Betätigung
vorziehen, um sich nicht mit ihren eigenen vermeintlichen Mängeln
konfrontieren zu müssen.
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