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Trotz allem – laut Online-Umfrage ist EU beliebt
br>Das alte Schiff Europa durchlebt
stürmische Zeiten und bewegt sich eher mühevoll wie ein
voll beladener Tanker als ein Segelschiff in voller Fahrt. Wohin
steuert es, ist es noch auf Kurs? Politiker in Brüssel und den
anderen europäischen Hauptstädten haben schwierige
Entscheidungen zu treffen, bei denen sie immer auch die Stimmung der
Bevölkerung berücksichtigen müssen. Online-Umfragen
und andere Werkzeuge der Markt- und Meinungsforschung helfen
ihnen. Aktuelle Befragungen ergeben ein differenziertes Bild: die
Bürger unterscheiden klar langfristige und kurzfristige Aspekte.
Die
Mehrheit der Europäer befürwortet die EU
Sieht
man vom Sonderfall Großbritannien und den in letzter Zeit stark
nationalistisch geprägten Ländern Ungarn und Polen ab, so
befürwortet
die klare Mehrheit der Bürger einen Verbleib in der EU. Von
den Menschen, die in dieser Frage eine eindeutige Meinung haben, sind
laut der bezahlten
Umfrage
in Deutschland 72% für die Mitgliedschaft in der
Staatengemeinschaft. Allerdings hat der Sturm, der über Europa
fegt, Schäden verursacht. Europaweit haben sich 28% der
Teilnehmer an der Online-Umfrage
in den vergangenen 12 Monaten innerlich von Europa eher entfernt.
Diese Skepsis
diagnostiziert auch eine weitere Umfrage,
die online
in Deutschland durchgeführt wurde: nur 34% sind optimistisch und
glauben, dass die EU wohlbehalten durch die Krise manövriert,
64% rechnen mit einer Schwächung.
Was
Europäer an der EU schätzen
Wie
gravierend diese Schäden, so sie denn eintreten, ausfallen, wird
erst die Geschichte zeigen. Schiffe kann man allerdings reparieren,
sofern sie nicht vollends kentern. Und ein Matrose ist erst ein
vollwertiger Seemann, wenn er sturmerprobt ist. Vielleicht bieten
diese Jahre die Chance, vergangene Versäumnisse aufzuarbeiten
und besser zu erkennen, woran es in Europa noch hapert. Die Bürger
scheinen es, so eine andere Online-Umfrage,
zu wissen. Frieden und Sicherheit sind für die meisten jedoch
die dringlichsten Aufgaben, und dies wird zugleich für die
größte Errungenschaft gehalten. Dies bedeutet nicht
weniger, als dass
die EU im Urteil ihrer Bürger ihre wichtigste Aufgabe erfüllt
hat. Auch die offenen Grenzen werden als große Leistung
empfunden, 46% der Befragten schätzen sie. Gerade hier macht
Europa aber gegenwärtig Rückschritte. Dass die Europäer
ihrer Gemeinschaft nicht überdrüssig sind, zeigt sich auch
daran, dass ihr Wissen über die EU immer weiter anwächst.
So kennen heute, wie seriöse
bezahlte Umfragen
zeigen, viel mehr Bürger deren führende Repräsentanten
wie Martin Schulz und Donald Tusk als vor wenigen Jahren.
Es
ist nicht die rechte Zeit dafür, dass die Bürger Europas
jubilierend „Freude schöner Götterfunken“
anstimmen. Aber es scheint so zu sein, dass von Rotterdam bis Riga
und Lissabon bis Larnaka viele bereit wären, zuversichtlich in
das alte Seemannslied einzustimmen:
Wir
lieben die Stürme, die brausenden Wogen, der eiskalten Winde raues Gesicht. Wir sind schon der Meere so viele gezogen, und dennoch sank unsre Fahne nicht.
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